In entspannter Atmosphäre wurde erzählt, informiert und diskutiert: Beim ersten Mal “Mitreden” in der Bar Afterwork im Herzen Nürnbergs haben sich viele interessierte Teilnehmer:innen eingefunden. Georg Escher, unser USA-Experte, hat spannende Einblicke in die politische Dynamik und historische Hintergründe gewährt. Eine Frage stand dabei im Mittelpunkt: Kann Kamala Harris (Demokraten) Donald Trump (Republikaner) bei den bevorstehenden US-Wahlen schlagen? Eine Zusammenfassung des Abends von unsere Reporterin Susanne Hausdorf.
Mehr als 20 Leute haben sich an diesem Abend (17. Oktober 2024) versammelt, um endlich mit unserem Experten zu reden: Auslands-Redakteur Georg Escher, der selbst in den USA studierte und eine enge Verbindung zum Land hat, gewährte spannende Einblicke in die politische Dynamik, die das Land spaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung von unserer Lokalredakteurin Andrea Beck.
Unser neues Format „Mitreden“ ermöglicht Dir, Dich an der Diskussion zu aktuellen Themen direkt zu beteiligen. Fragen, die Dir unter den Nägeln brennen, kannst Du unserem Experten natürlich gleich vor Ort stellen. Gemeinsam mit Dir suchen wir dann im Laufe des Events nach möglichen Lösungen. So auch an jenem Donnerstagabend in der Bar „Afterwork“ in der Nürnberger Altstadt wurden unter anderen folgende Punkte besprochen:
„Die Todsünde war, dass Trump überhaupt kandidieren konnte“,
Professorin Beatrice Dernbach aus dem Publikum zog eine klare Parallele zwischen den Geschehnissen in Brasilien und den USA. „Ich finde, die Todsünde ist schon dadurch entstanden, dass Trump überhaupt aufgestellt werden konnte. In Brasilien gab es nach der Niederlage von Jair Bolsonaro [Partido Liberal, Präsident von Brasilien 2019 bis 2022, Anmerkung der Redaktion] einen ähnlichen Aufstand wie am 6. Januar 2021 in den USA [Sturm auf das Kapitol]“, sagte sie. Sie hob hervor, dass in Brasilien Jair Bolsonaro von einer erneuten Kandidatur ausgeschlossen wurde – eine Konsequenz, die in den USA bisher nicht gezogen wurde. Diese Beobachtung eröffnete den Raum für weitere Überlegungen zur Stabilität der amerikanischen Demokratie.
Der schleichende Einfluss der Medien
Georg Escher erklärte, dass die zunehmende Polarisierung der USA eng mit der Abschaffung der sogenannten „Fairness Doctrine“ zusammenhängt [Die Fairness-Doktrin schrieb – ähnlich wie in Deutschland – vor, dass Fernsehsender politisch neutral berichten müssen. Die Verlängerung dieser Regel wurde 1987 vom US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan (Republikaner) per Veto in den 1980er Jahren verhindert]. Heute gebe es kaum noch neutrale Berichterstattung, was zur tiefen Spaltung zwischen Demokraten und Republikanern beitrage. Besonders eindrücklich beschrieb er den Einfluss von Elon Musk, neuer Besitzer von „X“ (ehemals Twitter), der mit Millionen von Dollar die Trump-Kampagne unterstützt, und den gewaltigen Einfluss einzelner Finanzgrößen auf die amerikanische Politik.
Spannung in den Swing States
Obwohl Kamala Harris in den Umfragen vorne liegt, warnte Escher vor zu viel Optimismus. Alles komme auf sieben Swing States an, und in vielen dieser Staaten sei der Vorsprung äußerst knapp – teilweise nur 1 Prozent. Trump sei oft unterschätzt worden, weshalb der Ausgang der Wahl unsicher bleibe. Georg Escher führte aus, dass Harris einen schwierigen Wahlkampf führe, nachdem sie bereits im Vorwahlkampf gegen Biden intern auf Schwierigkeiten gestoßen war.
Was bedeutet der Ausgang der US-Wahl für Deutschland?
Auf die Frage von Roland Mietke, was die Wahl für Deutschland bedeutet, gab Georg Escher klare Antworten: „Sollte Trump erneut gewinnen, müssten wir uns auf Strafzölle und eine radikale Abkehr von gemeinsamen transatlantischen Abkommen einstellen.“ Der Außenpolitik-Experte plädierte für eine stärkere europäische Eigenständigkeit, warnte jedoch vor den inneren Differenzen in der EU, die ein geschlossenes Vorgehen erschwerten.
Kann man positive Tendenzen in den USA ausmachen?
Auch positive Entwicklungen wurden angesprochen: Corinna Mielke brachte das Thema Abtreibungsrecht ein, das unter den Republikanern verschärft wurde. Diese Verschärfung hätte viele Frauen mobilisiert, aktiv zu werden – ein Faktor, der Harris möglicherweise zugutekommen könnte.
Zum Abschluss waren sich Georg Escher und das Publikum einig: Ein Wahlsieg der Demokraten könnte von Trump nicht akzeptiert werden, und die Folgen könnten schwerwiegend sein. „Wir haben Glück, wenn es nicht zum Bürgerkrieg kommt“, so Georg Escher.
Die Diskussion endete dennoch positiv, mit einem Aufruf zur Aktivität im eigenen Land, damit Extreme keine Chance haben: „Wir müssen raus auf die Straße, miteinander diskutieren und im Gespräch bleiben.“













Die erste „Mitreden“-Veranstaltung der Relevanzreporter hat klar gezeigt: Die US-Wahl 2024 birgt immense Spannung – nicht nur für die USA, sondern auch für uns in Europa. Bilder: Giuseppe Troiano
Vorfreude auf das nächste Mal „Mitreden“
Nicht nur wir von der Relevanzreporter-Redaktion waren sehr zufrieden mit dem Interesse an unserem neuen Format und dem regen Austausch währende der Veranstaltung, auch unsere Gäste, wie zum Beispiel Eva Schmidt freuen sich auf eine Fortsetzung.
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