
Israel/Palästina: Das „Aber“ muss möglich bleiben
Von: Georg Escher

Der Streit geht um das Wörtchen „aber“. Jeder, der es benutzt, sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, er relativiere den Barbarismus der Hamas. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte auf einer Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin an: „Wir müssen jetzt im Gazastreifen die gesamte Infrastruktur des Terrors beseitigen - und wenn wir das tun, möchte ich wirklich kein 'Ja, aber' mehr hören." Er ergänzte: "Diesmal müssen wir bis zum Ende gehen."
Auch Michel Friedmann, der deutsch-französische Publizist, Sohn von Überlebenden der Shoah, sagte in einem großen Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Was ich derzeit nicht mehr hören kann, ist das Wort ,aber‘: ,Ja, aber Netanjahu ...‘, ,Ja, aber die Besatzung ...‘“. Ebenso formulierte es der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König bei einer Kundgebung vor der Straße der Menschenrechte: „Ich kann das Wort ,aber' nicht mehr hören“.
Für den Journalismus kann dieses keine Option sein. Dass Medien in Konflikten, egal welcher Größenordnung, stets alle Seiten anhören müssen, gehört zu den Kernelementen ihres Berufsethos. Wer das aufgäbe, betriebe keinen Journalismus mehr.
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- Artikel vom: 28. Oktober 2023
2 Kommentare
Danke für diesen Artikel. Ich bin zwar kein Journalist, fühle dennoch ein großes “Aber”, wenn ich an den Staat Israel denke. Ich fühle mich jetzt besser mit meinem Aber. Danke Georg!! Viele Grüße Thomas
Lohnend! Ein langer Artikel von Georg Escher, aber (sic) facettenreich und gründlich. So muss es sein, erst recht bei schwieriger Gemengelage . Aber (!) das ist anstrengend zu lesen – übrigens auch zu schreiben- und das ist unpopulär: „ Sich eine Meinung verschaffen muss doch einfacher gehen“ ! – Geht es ja auch, man kann sich auch ein schnelles ‚X’ vormachen lassen…Aber ! Ich hoffe, die RelevanzReporter machen so weiter.