Demokratie retten gegen Netanjahu und Konsorten

Veröffentlicht am 29. Juli 2023
Zuletzt aktualisiert am: 5. Juni 2024

Das Muster kommt einem allzu bekannt vor: Was die Welt derzeit in Israel mit Schrecken beobachten kann, hat bereits zahlreiche Vorbilder in anderen Staaten, selbst in der EU. Wo immer autokratische Regierungen den Rechtsstaat angreifen, stets setzen sie an derselben Stelle an: Sie versuchen die Justiz gleichzuschalten und zu entmachten. In der Türkei, in Ungarn, in Polen. Auch in den USA, einst Vorreiter der demokratischen Welt, war das unter Präsident Donald Trump zu bestaunen. Wer die Ausbreitung dieser Seuche verhindern will, muss versuchen, Demokratie wieder robuster zu machen. Es gibt Stellschrauben.

Lassen wir Israel für einen Moment außen vor und fangen mit dem Beispiel USA an. Dort ist besonders anschaulich zu sehen, wie es zumindest teilweise gelingen konnte, eine zuvor überparteiliche Justiz zu einem Erfüllungsgehilfen politischer Interessen zu machen. Jahrzehntelang war der Supreme Court eine von Mehrheiten im US-Kongress unabhängige Instanz im amerikanischen System von Checks and Balances. Natürlich hatten Präsidenten immer wieder Richter berufen, die ihrer politischen Farbe nahestanden. Das galt für Liberale wie John F. Kennedy genauso wie für den stramm konservativen Ronald Reagan. Doch im Amt entschieden die Richter nicht immer so, wie es von ihnen erwartet worden war. Das Interesse des Landes, das Große und Ganze, überwog. Und weil für die Berufung immer eine „Super-Mehrheit“ von 60 der 100 Stimmen im US-Senat notwendig war, wäre eine Berufung eines extremen Kandidaten immer aussichtslos gewesen. Doch genau das hat sich geändert. Und dies erwies sich als Einfallstor für Angriffe auf die Justiz – und es wird seither rund um den Globus als Hebel genutzt.

Stolz konnte US-Präsident Donald Trump am 31. Januar 2017 seinen Kandidaten Neil Gorsuch (neben ihm seine Frau) präsentieren. Er ist der erste von Trump ernannte Richter am Supreme Court. Foto: White House
Stolz konnte US-Präsident Donald Trump am 31. Januar 2017 seinen Kandidaten Neil Gorsuch (neben ihm seine Frau) präsentieren. Er ist der erste von Trump ernannte Richter am Supreme Court. Foto: White House

Sündenfall unter Obama

Der Sündenfall passierte nicht unter einem republikanischen

Direkt weiterlesen?
Erstelle Dir jetzt Deinen Zugang!

Hinter Relevanzreporter steht kein Medienkonzern oder Investor. Das gemeinnützige Magazin wird von, für und mit seinen Mitgliedern ermöglicht.

Wir sind unabhängig und werbefrei.

  • Georg Escher
    Autor:in Kolumnist für Außenpolitik & RR-Ausbildungsbetreuer

Empfohlene Artikel aus dem Schwerpunkt:
Blick nach draußen

  • 1
    Unmittelbar nach der Inauguration unterschrieb Donald Trump die ersten Dekrete. Foto: Office of Vice President JD Vance

    Trump hat zwei Jahre Zeit

    Eigentlich sträubt sich die Tastatur, schon wieder etwas zu schreiben über Donald Trump. Doch natürlich kommt man am 45. und jetzt auch 47. Präsidenten der USA nicht vorbei. In die Weltuntergangsstimmung, die nun große Teile der unserer Öffentlichkeit erfasst zu haben scheint, muss man allerdings nicht einstimmen. Wie die Zukunft aussieht, werden nicht nur eine Handvoll Hypermilliardäre entscheiden – falls…

    1. Februar 2025
  • 2
    Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt am 23. August 2024 in der Desert Diamond Arena in Glendale, Arizona. Foto: Gage Skidmore

    Es wird eine Zeit nach Trump geben

    Nicht nur in den USA sind viele Tränen geflossen, als der erneute Wahlsieg von Donald Trump feststand. Und doch gilt: Es wird eine Zeit nach dem 47. Präsidenten der USA geben. Auch wenn nur viele den Untergang der Welt befürchten, die wuchtigen Vorhersagen politischer Beobachter haben sich regelmäßig als falsch erwiesen. Deswegen bleibt es auch nach diesem Trump-Sieg richtig, nicht…

    9. November 2024
  • 3

    Unser neues Event „Mitreden“ zur US-Wahl 2024

    In entspannter Atmosphäre wurde erzählt, informiert und diskutiert: Beim ersten Mal “Mitreden” in der Bar Afterwork im Herzen Nürnbergs haben sich viele interessierte Teilnehmer:innen eingefunden. Georg Escher, unser USA-Experte, hat spannende Einblicke in die politische Dynamik und historische Hintergründe gewährt. Eine Frage stand dabei im Mittelpunkt: Kann Kamala Harris (Demokraten) Donald Trump (Republikaner) bei den bevorstehenden US-Wahlen schlagen? Eine Zusammenfassung…

    23. Oktober 2024

Die neuesten Artikel:

  • 1
    Rund 180 Menschen stehen nebeneinander in einem Foyer und haben die Arme als Willkommens-Zeichen ausgebreitet. Das Bild hat der Fotograf aus der Vogelperspektive aufgenommen, indem er die Gruppe von einem Stockwerk höher aus fotografiert hat.

    Wirtschaft feiert 20 Jahre Metropolregion: Grüne Industrie und Automobil-Zulieferer, die in die Rüstung einsteigen könnten

    NÜRNBERG/ ST. SEBALD – Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (kurz: VGN), eine stetig wachsende Anzahl an Arbeitsplätzen, Attraktivität von Innovation und Wissenschaft – all dies schreibt sich die Metropolregion Nürnberg als Erfolge auf ihre Fahnen. Der Zusammenschluss aus Kommunen und Wirtschaft wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Am Mittwochabend, 19. März 2025, haben dies die Vertreter:innen bei der IHK Nürnberg am…

    20. März 2025
  • 2

    Das tut Nürnberg gegen die Arbeitslosigkeit im Alter

    Im Februar 2025 suchten rund 22.000 Menschen in Nürnberg Arbeit. Ein Drittel davon ist 50 Jahre oder älter. Für Menschen, die sich kurz vor der Rente beruflich neu orientieren möchten, ist eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt oft gar nicht so einfach. Denn neben langwierigen Bewerbungsprozessen winkt oft auch der bürokratische Aufwand mit den Behörden. Bei all den Problemen gibt es…

    14. März 2025
  • 3

    Bundestagswahl 2025: Die Jungen wählen anders

    Wie junge Menschen in Nürnberg zur Bundestagswahl 2025 abgestimmt haben, wie der Social-Media-Faktor wirkt und was passiert, wenn sich in Nürnberg Jugendliche und Politiker:innen im echten Leben treffen – Anett Hentschel hat sich umgesehen.

    25. Februar 2025

Schreibe einen Kommentar zu "Demokratie retten gegen Netanjahu und Konsorten"

Zum Kommentieren musst du angemeldet sein.